Stand: 11.06.2020
Autor: Alexander

Petrichor hat mich durch seine unglaubliche thematische Art abgeholt: Regen aus Wolken auf verschiedene Pflanzen fallen zu lassen, damit diese blühen und somit für die Spieler Punkte bringen, klingt harmonisch. Es zeichnete sich aber doch schnell als eines der hinterlistigsten Spiele in unserer Sammlung ab; taktisch anspruchsvoll und durchaus überraschend. Die Erweiterung Die Honigbiene bringt neben der Flora auch die Fauna ebenso thematisch ins Spiel ein, mit ihr ein paar Früchte und ein paar neue Kniffe.
Beim Aufbau des Spielplans werden je nach Spielerzahl zwei bis vier der Standard-Spielplanteile durch besagte Frucht-Teile ersetzt. Diese produzieren im Laufe des Spiels Honig, der für eine Aktion eingesetzt werden kann und vom dem jeder Spieler auch zu Beginn gleich zwei erhält. Zudem kommt die namensgebende Honigbiene in Form eines großen Holzmeepels auf eines der Felder. Weiterhin wird auf jedes Spielplan-Teil mit Flora oder Fauna ein Pollen-Chip, zuerst mit der gelben, ruhenden Seite sichtbar, gelegt.

Das Spiel folgt den üblichen Regeln, wird allerdings durch folgende Aktionsmöglichkeiten ergänzt. Anstelle als zweite Aktion zwei gleiche Aktionskarten für eine Aktion auszuspielen kann sich der Spieler nun entscheiden, eine beliebige Karte seiner Hand abzulegen, um die Biene auf ein benachbartes Feld zu bewegen. Alternativ kann er sie auf irgendein Feld bewegen (oder sie sogar stehen zu lassen), wenn er zudem einen Honig abgibt. Danach führt er eine der folgenden Bienen-Aktionen aus:
Entweder sammelt er alle ruhenden Pollen-Chips auf dem Feld ein (es sind maximal vier dieser Chips im eigenen Vorrat erlaubt), oder er gibt bis zu zwei dieser Chips aus seinem Vorrat aus, um für jeden abgelegten Chip ein Wasser aus seinem persönlichen Vorrat auf das Spielplan-Teil zu legen. Wenn der Spieler das Wasser auf eines der Frucht-Felder legt, muss er nun seine ein bis zwei Pollen-Chips mit der keimenden Seite auf dieses Teil legen, sofern es noch nicht das darauf angegebene Maximum an keimenden Pollen erreicht hat. Als dritte Möglichkeit kann er sich bei den Früchten ein bis zwei Honig holen. Die Menge ist auf der jeweiligen Frucht angegeben und unveränderlich.
Die Biene fliegt also herum, sammelt Pollen ein, um diesen bei den früchtetragenden Pflanzen abzulegen oder daraus Honig zu machen. Ist das nicht thematisch spitze?
Wozu sind nun die keimenden Pollen notwendig? Während einer Ernte sind sie neben einer gewissen Anzahl an Wassertropfen Bedingung, um die Wertung eines Frucht-Teils auszulösen. Nachdem ein Spielplan-Teil gewertet wurde, werden diese Chips zusammen mit den Wassertropfen auf dem Teil dann entfernt. Zudem erhalten alle Flora und Fauna-Teile wiederum einen Pollen-Chip mit der ruhenden Seite sichtbar, sodass der Vorrat an aufsammelbaren Pollen auch immer gewährleistet ist.




Das Ende des Spiels findet den Regeln des Grundspieles nach unverändert statt. Neben der bekannten Endwertung kommt nun allerdings noch einmal der Honig ins Spiel, denn der Spieler mit dem meisten gesammelten Honig wird noch einmal mit je nach Spielerzahl zwischen zehn und fünfzehn Punkten belohnt. Die folgenden Plätze erhalten auch noch Punkte, allerdings weniger. Wer am wenigsten Honig im Vorrat hat (im Spiel zu fünft sogar auch der vorletzte Platz) geht hingegen leer aus.
Wie auch bereits in der Blumen-Erweiterung gibt es auch in dieser Erweiterung ein Promo-Spielplan-Teil, den Ameisenhügel. Immer, wenn auf diesem Wassertropfen landen, nehmen bis zu sechs Ameisen (in Form von eigenen Chips) die Tropfen auf. Wenn der Spieler, dessen Wassertropfen durch eine Ameise getragen wird, am Zug ist, darf er die Ameise mit samt seines Wassertropfens um ein Feld auf ein benachbartes Teil bewegen. Bei einer Ernte wird dieser Wassertropfen dann mitgewertet und anschließend entfernt, sodass die Ameise wieder von ihrem Hügel aus startet.

Hach … sagte ich eigentlich schon, dass ich dieses Spiel so unglaublich thematisch finde? Nein?! Es ist nicht einfach nur eine Augenweide mit seinem schlichten Design, auch in der Erweiterung haben es David Chircop und Dávid Turczi geschafft, einen neuen Mechanismus zu entwerfen, der sich so (wortwörtlich) natürlich in das Spiel einbindet, dass es eben nicht nur spielmechanisch sondern auch thematisch wieder lückenlos passt. Das bekannte Petrichor-Spielgefühl bleibt dabei das gleiche und wird nahtlos fortgeführt: ein unerbittlicher Kampf um die Regen-Mehr- und -hoheit auf der Welt mit ihren schönsten Pflanzen – nun eben nur noch mit etwas Honig und ein paar Pollen dabei. „Krieg der Wolken“ hätte genauso gut als Name gepasst; „Petrichor“ ist aber eben thematischer. Und Die Honigbiene macht das Ganze zu einem noch süßeren Vergnügen.

Autor: David Chircop & Dávid Turczi
Verlag: APE Games, Schwerkraft
Erschienen: 2019
Spieldauer: 30-120 Minuten
Spieler: 1-4(/5) Spieler, ab 12 Jahren