Stand: 08.09.2017
Autor: Alexander
Das wohl beliebteste Thema für Party- und Großgruppenspiele ist Worte. Unzählige Varianten und Interpretationen der Wortbildungs- und -findungsspiele gibt es auf dem Markt, jedes hat seinen eigenen kleinen Kniff. Mal muss man erklären, mal kombinieren, mal malen, mal seine pantomimischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die Regeln versprechen den neuen Hit in der Kategorie geschaffen zu haben. Meist aber nur so lange, bis ein neues Spiel aus dem Genre raus kommt. Eines jedoch hält sich seit einigen Jahren wacker in meinen Lieblingsspielen für große Gruppen und muss bei einigen Spielegruppen immer auf den Tisch: Pixelstücke.
Pixelstücke – oder wie es ursprünglich hieß, PIX- hat jetzt tatsächlich schon vier Jahre auf dem Buckel, befindet sich seit fast drei Jahren in meiner Sammlung und bekommt mich trotzdem immer noch zum Lachen. An sich macht es dabei nicht viel anders als andere Spiele, denn auch hier geht es schlicht darum, bestimmte Begriffe bildlich darzustellen. Der Clou in dieser Variante: Die Worte müssen mit Hilfe von kleinen Quadraten in ein Raster gelegt werden. Dabei dürfen die schwarzen Plättchen nicht über die Gitterlinien gelegt werden. So entstehen Kunstwerke, die viel mehr an die Anfänge der Computerspiele erinnern; verpixelte Gebilde, die keine Rundungen kennen und alles andere als dynamisch wirken. Hinzu kommen zwei Sonderplättchen: das rote Quadrat und der rote Winkel. Für erstes gilt ebenfalls das Gitter als Lagebegrenzung, der Winkel darf jedoch kreuz und quer gelegt werden. Vorgaben zum weiteren Gebrauch gibt es keine. Mal soll das rote Quadrat eine Clownsnase symbolisieren, mal die Sonne. Mit dem Winkel wird auf einen bestimmten Abschnitt des Bildes verwiesen oder wird selbst Teil dieses. So entstehen Gemälde der ganz besonderen und äußerst kreativen Art.
Doch nicht jeder denkt mit diesen Einschränkungen gleich. Genau das macht sich das Spiel zu Nutze und macht auch den Wiederspielreiz deutlich höher als bei anderen Spielen des Genres. In Pixelstücke werden zweier Teams gebildet, bei ungerader Zahl gibt es eine Gruppe mit drei Spielern. Alle im Team erhalten eine Karte. Auf dieser steht im oberen Abschnitt in schwarz der relevante Begriff. Diesen gilt es nun mit den Pixelstücken, die im übrigen aus einer Art Moosgummi und magnetisch sind, auf den Spielertableaus, den sogenannten Monitoren zu platzieren. Das macht jedes Team mit seinem Begriff gleichzeitig, wobei jeder Spieler sein eigenes Bild legt. Sobald ein erster Spieler mit seiner Interpretation zufrieden ist, dreht er eine Eieruhr um. Alle anderen Spieler haben nun noch 30 Sekunden Zeit, ihren Begriff zu Ende zu bringen. Wenn die Zeit abgelaufen ist, müssen alle sofort stoppen, auch diejenigen, die noch nicht zufrieden sind.
Jetzt werden die genutzten Pixelstücke gezählt. Jedes schwarze Quadrat hat den Wert eins, das rote zwei und der Winkel vier. Teamweise wird nun der Spieler ermittelt, der am wenigsten Punkte gemacht hat; dieser darf nun sein Werk den anderen Teams zur Schau stellen. Dabei haben die Mitspieler wieder 30 Sekunden Zeit, den gesuchten Begriff zu erraten, indem sie ihre Assoziationen in den Raum werfen. Es wird nicht geantwortet sondern einfach so lange gewartet bis der richtige Begriff gefallen ist. Sollte das in diesen 30 Sekunden klappen, erhält der Künstler und der Spieler, der das Wort erraten hat, jeweils einen Punkt. Wurde es nicht gelöst, kommt der zweite (bzw. dritte) Spieler an die Reihe und hat nun weitere 30 Sekunden Zeit, seine Interpretation erraten zu lassen. Dabei bleibt das vorherige Bild offen liegen, sodass Rückschlüsse aus beiden Bildern gezogen werden können. Sollte der Begriff immer noch nicht erraten worden sein, wenn alle Bilder des Teams gezeigt wurden, erhalten die Mitspieler nochmals 30 Sekunden Zeit und bekommen eine kleine Hilfestellung. Auf der Aufgabenkarte steht unter dem zu spielenden Begriff immer noch ein Tipp in Rot, der in dieser Situation zusätzlich an die Ratenden gegeben wird. Wird der Begriff jetzt gelöst, erhält nur der Spieler, der ihn erraten hat, einen Punkt. So werden nach und nach die Teams durchgearbeitet und Punkte verteilt. Anschließend wird eine Revanche in diesen Teams gespielt, bevor die Monitore im Kreis getauscht werden, sodass neue Gruppen entstehen und eine neue Runde beginnt. Die Regel schlägt vor, je nach Spieleranzahl zwei, drei oder vier solche Runden zu spielen.
Die Autoren David Franck und Laurent Escoffier haben mit der Idee der Pixelstücke meiner Meinung nach die beste Variante der Wort(-Mal)spiele auf die Spieltische gebracht. Unglaublich kreativ und ungemein lustig zugleich zeigen sich die kleinen Kunstwerke in den Raterunden von ihrer besten Seite. Wenn ein Begriff nicht auf Anhieb erraten und ein weiteres Pixel-Bild zum gleichen Wort ins Spiel gebracht wird, kommt die wahre Stärke des Spiel zum Tragen. Denn wenn ein und der selbe Begriff völlig unterschiedlich interpretiert wird und trotz dieser verschiedenen Ansätze unter Umständen trotzdem noch keine Lösung gefunden wird, dann führt das nicht selten zu großer Verwunderung und lautem Lachen unter allen Beteiligten. Wie unterschiedlich ein und der selbe Begriff mit den starren Legevorgaben aussehen kann, könnt ihr in den Bildern oben sehen. Könnt ihr alles erraten?
Pixelstücke macht – über die Legeregeln hinaus – vieles richtig. Alle Spieler sind stets involviert und es enstehen keine langen Pausen. Das liegt vor allem darin begründet, dass in einer Runde nicht unterschieden wird zwischen darstellendem und ratendem Spieler, denn jeder macht alles. Zusätzlich hat das Spiel die wohl einprägendste Gestaltung unter allen meinen Spielen überhaupt. Das Spielmaterial ist zwar schnörkellos und funktional-reduziert, dabei aber dank der Magnettafeln, den wertigen Pixelstücken und den tollen Punkte-Quadern, die ebenfalls aus einem Schaumstoff sind, trotz allem ein Hingucker – und vor allen Dingen die Spielidee tragend. Diese zieht sich dabei durch das gesamte Design des Spiels. Nicht nur greift das Titelbild sie nochmals auf, auch die Anleitung ist in einem verpixelten Comic verfasst und führt somit schon einmal perfekt in des Spielgefühl ein. Doch damit noch nicht genug, denn das Unterteil der Schachtel ist komplett mit Bildern übersät. Diese sind ein eigenes kleines Ratespiel für sich selbst, denn sie zeigen Portraits von bekannten Persönlichkeiten – natürlich ebenfalls in Pixeloptik.
Dass der Verlag Game Works mit Pixelstücke einen Volltreffer gelandet hat, war schnell klar. Die vielen unbeschreiblich lustigen Spielerunden und das Gefühl, gleich noch mal loslegen zu wollen, nur nachdem man den Regel-Comic aufgeschlagen hat, zeigen jedoch auch nach einigen Jahren deutlich: Das ist ein Dauerbrenner! Anders als bei vergleichbaren Spielen ist hier auch keine so schnelle Abnutzung zu verspüren, denn die Begriffe werden durch die einschränkenden Vorgaben und der völlig unterschiedlichen Herangehensweisen der Mitspieler immer zu anders interpretiert, sodass es oftmals gar nicht auffällt, dass man einen Begriff vielleicht schon einmal gespielt hat. Und selbst wenn – auf die Punkte kommt es hier, wie so häufig bei den Spielen dieser Art, gar nicht wirklich an. Der Spielspaß liegt in der kreativen Ausarbeitung und den teils völlig unterschiedlichen Interpretationen der Begriffe. Völlig zu unrecht findet sich dieses Goldstück daher nicht so häufig neben Tabu und Konsorten in der heimischen Spielesammlung wieder.
Autoren: David Franck und Lauren Escoffier
Verlag: Game Works/Asmodee
Erschienen: 2013
Spieldauer: 40 Minuten
Spieler: 4-9 Spieler, ab 8 Jahren
(Lösung der Bilder oben: Wolke, Elefant, Totenkopf, Schlange. Alle Begriffe stammen aus der Anleitung und sind somit nicht den Spielkarten entnommen)