Dice Forge

Stand: 06.08.2017
Autor: Alexander


Angespielt


Innovative Spielmechnismen sind immer ein Blick wert! Also habe ich mir auch Dice Forge, erschienen bei Libellud angeschaut. Ein reines Würfelspiel – eigentlich gar nicht so sehr mein Fall, zumindest nicht als großes Spiel. Einfach zu glückslastig.

Womit Autor Régis Bonnessée dieses Mal aber alles auf den Kopf stellt: es ist ein Dice Craftig Mechanimus, das heißt, seine zwei Würfel kann man im Lauf des Spiels verbessern und modifizieren. Dafür können die Würfelseiten mit neuen Werten ausgetauscht werden. Das System funktioniert erstaunlich gut, auch wenn das Ab- und Anklippsen der Seitenflächen mitunter etwas friemelig ist. Die Seitenteile werden nämlich in bester Lego-Manier an den Würfel-Rohling gesteckt und müssen dort auch wieder abgeknibbelt oder runtergehebelt werden. Ist der Würfel aber einmal fertig bestückt, kullert dieser auch perfekt durch die Gegend.

Man erwürfelt sich eine von 3 verschiedenen Rohstoffarten oder Siegpunkte, wobei die Startzusammenstellung der Würfel mehrheitlich aus 1er-Gold-Seiten besteht. Die Würfelergebnisse werden auf dem eigenen Spielertableau mit Hilfe von kleinen Steinquadern abgetragen. Das Gold wird dann dafür aufgebracht, sich neue Würfelseiten zu kaufen und den Würfel zu verbessern. Je nach dem, wie viel man bis zu seinem Zug angesammelt hat – man erwürfelt nämlich auch Rohstoffe und Siegpunkte, wenn die Anderen aktive Spieler sind, im Vier-Spieler-Spiel also drei Mal bevor der eigene Zug stattfindet – kann man sich dann zwischen zwei Aktionsmöglichkeiten entscheiden. Für Gold können ein oder mehrere Würfelplättchen gekauft werden, die sich mächtiger gestalten, je teurer sie werden. Das geht von höher bepunkteten Goldplättchen und den Rohstoffen Wasser und Feuer, hin zu mehr Siegpunkten oder auch kombinierten Teilen aus den vier verschiedenen Möglichkeiten. Alternativ kann man seinen Arbeiter auf dem Spielplan auf eines von sieben Feldern setzen, um dort mit Feuer und/oder Wasser Karten zu Kaufen. Wenn auf diesem Arbeiterfeld bereits ein anderer Spieler steht, wird dieser dort verdrängt und darf zusätzlich einmal seine Würfel würfeln.
Die zu kaufenden Karten sind unterteilt in Punktekarten, Sofortaktionen und permanente Verbesserungen. Entweder darf man immer einen seiner zwei Würfel erneut würfeln, Gold in Siegpunkte tauschen oder eine der drei Ressourcen auswählen, wenn man aktiver Spieler ist. Oder aber man bekommt sofort die Möglichkeit, eigene Würfel erneut zu würfeln, die Mitspieler mit ihren Würfeln für sich würfeln zu lassen oder ihnen selbst erwürfelte Rohstoffe oder Siegpunkte wieder abzuziehen. Zustätzlich gibt es noch stärkere Modifikatoren für die Würfel (wie zum Beispiel eine „mal 3“ Seite, die es, falls gewürfelt, erlaubt, das Ergebnis des zweiten Würfels zu verdreifachen oder ein Plättchen, das es erlaubt, den Würfel eines Mitspielers zu imitieren) oder auch für das Spielertableau (höhere Ressourcenkapazität oder eine zusätzliche Leiste, bei der Gold in Punkte umgewandelt werden kann). Jede dieser Karten gibt zusätzlich zum Effekt auch noch ein paar Siegpunkte.
Außerdem kann man einmal pro Runde zwei Feuer ausgeben, um eine weitere Aktion (Karten oder Würfelplättchen kaufen) ausführen zu dürfen. Das kann durchaus sinnvoll sein, denn sonst hat man ja insgesamt je nach Spielerzahl nur neun oder zehn Aktionen – und als Startspieler, bei bescheidenem Würfelergebis in der ersten Runde, unter Umständen sogar noch eine weniger.

Nach zehn Runden im Drei-Spieler-Spiel beziehungsweise neun im Zwei- und Vier-Spieler-Spiel endet die wilde Würfelei und die gesammelten Siegpunkte auf dem Tableau werden mit denen auf den Karten addiert. Wer hier die meisten hat, hat gewonnen.

Das Prinzip mit den austauschbaren Würfelseiten ist gut umgesetzt und lässt durch die verbesserten Möglichkeiten das Spiel schnell an Fahrt aufnehmen – allerdings nur, solange auch die guten beziehungsweise benötigten Seiten gewürfelt werden. Ich kann noch so viele Wasser-, Feuer-, oder Siegpunkt-Plättchen verbaut haben, wenn noch ein 1er-Gold auf dem Würfel geblieben ist, würfelt man doch eigentlich eh immer nur dieses. Man kennt ja die Sagen und Mythen um das Würfelglück.
Genau das will Dice Forge ja eigentlich umgehen, aber das Glücksmoment bleibt natürlich trotzdem erhalten: es kommen halt nur zwei von zwölf Möglichkeiten zufällig bei einem Wurf raus. Natürlich wollen da die vielen Sonderfunktionen in Form von Karten Abhilfe leisten, doch selbst die Permanenteffekte erscheinen da auch nicht so lukrativ, da sie ja nur genutzt werden dürfen, wenn man selbst aktiver Spieler ist. Im besten Fall also ganze neun Mal im Vier-Spieler-Spiel zum Beispiel einen eigenen Würfel erneut würfeln.
In unserer Partie hat tatsächlich der Spieler gewonnen, der Hauptsächlich die reinen Punktekarten erstanden hat. Davon gibt es Karten mit 12, 14 oder 26 Punkten. Da können auch die restlichen Sonderaktions- und Fähigkeitenkarten mit meist Punkten im nur einstelligen Bereich kaum mithalten.
Das Zusammenstecken der Würfel ist, wie bereits gesagt, etwas friemelig, aber es funktioniert. Allerdings ändert man die Seiten in gefühlt jedem zweiten Zug, weswegen dann auch wieder alle warten, bis es weitergeht. Gerade, wenn man sich mehrere Würfelteile gekauft hat und diese anstecken muss, dauert das schon mal qualvoll lange Sekunden, bei denen man gespannt die Fingerfertigkeiten der Mitspieler begutachtet. Für Grobmotoriker ist auf jeden Fall das herausnehmen der Plättchen aus dem Würfelrohling nichts.

Insgesamt konnte mich Dice Force nicht überzeugen. Die Spielmechanik ist durchaus reizvoll und interessant, allerdings ist sie in dieser sehr abstrakten Einbettung denke ich noch nicht zu ihrer Höchstform gekommen.
Es gibt allerdings noch einen Stapel weiterer Aktionskarten, welche die beschriebenen Karten, die dem Aufbau für Beginner entsprechen, ersetzen können. Vielleicht kommt durch diese etwas mehr Strategie in das Spiel; aktuell ist es eher geprägt durch situative Taktik. Ich habe aber die Befürchtung, dass das Würfelglück in diesem Spiel nicht wett gemacht werden kann, nicht mit austauschbaren Würfelseiten und auch nicht mit anderen Aktionskarten.
Das Prinzip an sich möchte ich aber gerne noch in weiteren Spielen sehen. Vielleicht nicht als Hauptkomponente, aber auf ein hübsches Würfel-Workerplacement mit modifizierbaren Würfeln würde ich bestimmt auch wieder ein Auge werfen.