Stand: 18.07.2017
Autor: Alexander
Russian Railroads gehört zu meinen Dauer-Favoriten. Ein richtig gutes Worker-Placement Spiel vom Verlag Hans im Glück, thematisch angelegt im Ende des 19. Jahrhunderts in Russland, bei dem es darum geht, drei verschiedene Eisenbahnstrecken durch Russland zu bauen und diese zu befahren.
Dabei erhalten wir Hilfe von tüchtigen Ingenieuren, die mit ihren Sonderfähigkeiten bestimmte Aktionen für eine Runde lukrativer machen. Für einen Obolus können sie dann in der Folgerunde angestellt werden, damit man weiterhin exklusiv ihre Fähigkeit nutzen kann. Die allgemein zugänglichen Aktionsfelder müssen ja nach Wertigkeit mit bis zu drei Arbeitern aktiviert oder aber mit Geld bezahlt werden und werden für die laufende Runde blockiert.
Mit verschiedenen Gleistypen, die während des Spiels freigeschaltet werden, geht es auf den Linien von Moskau nach Vladivostok, Kiev oder St. Petersburg. Je weiter die Gleise auf den unterschiedlichen Strecken vorrücken, desto mehr Punkte bringen diese am Ende jeder der insgesamt sechs Runden, wobei später freigespielte Gleistypen mehr Punkte geben. Außerdem – und das lässt das Vielspielerherz höher schlagen – werden zusätzlich mit dem Vorrücken auf den Gleisen weitere Bonusaktionen freigespielt.
Als sei das ganze noch nicht genug, muss man sich entscheiden: nutze ich lieber eine Lok um möglichst weit auf meinen Gleisen punkten zu können, oder nutze ich die Rückseite des Plättchens. Hier zu finden sind Fabriken, die – als zweiter großer Bereich des Spiels – an die Industrieleiste angelegt werden und diese somit nach und nach komplettieren. Somit wird der Weg frei, um auch hier mit einem Marker Schritt für Schritt vor zu rücken und neben den Punkten in jeder Runde auch wieder wertvolle Sonderaktionen zu erhalten.
Am Ende des Spiels wird zusätzlich noch eine Endabrechnung abgehalten. Wer die meisten Ingenieure beschäftigt hat, bekommt noch mal einen saftigen Bonus und während des Spiels durch Sonderaktionen erspielte Endabrechnungskarten werden gewertet. Da landet man summa summarum gerne im Bereich von 300+ Punkten.





Dieses Arbeiter-Einsatz-Spiel von den Autoren Helmut Ohley und Leonhard Orgler wird nicht langweilig. Jeder Zug muss genau bedacht werden, denn auch die auf den ersten Blick kleinsten Fehlentscheidungen können sich zum Ende hinaus potenzieren. Fehlte in einer Runde ein weiterer Schritt mit dem Gleis, hat der Gegner einen vielleicht mit einem Mal um 20 oder mehr Punkte überholt. Diese wieder aufzuholen ist schwierig, aber nicht unmöglich, denn die Endabrechnung kann noch mal alles auf den Kopf stellen. Für den einen mag genau das als Schwäche des Spiels gelten, jedoch ist die Ausgangslage für alle die Gleiche. Man darf halt nicht aus dem Auge verlieren, wie die anderen agieren und muss seine Strategie gegebenenfalls daraufhin anpassen, damit einem am Ende nicht doch der Gegner von hinten überrollt.
Als sehr mächtig hat sich – zumindest in den vielen Zwei-Spieler-Partien, die ich gespielt habe – die Industrieleiste herausgestellt. Hier gilt: Wer diese nicht mindestens über die Mitte hinaus bespielt hat, wird es schwierig haben. Nur die Bahnstrecken alleine, selbst mit den wertigsten Gleisen ausgestattet, können in der Regel nicht die zahlreichen Boni der Industrie und die über die Runden gesammelten Punkte wett machen.
Die Zwei-Spieler-Variante kommt im Gegensatz zur Mehrspieler-Variante mit weniger Aktionsfeldern aus, was sich gerade beim Gleisbau schnell bemerkbar macht. Da wird es umso wichtiger, sich die Startspielerposition zu sichern, um noch die freie Auswahl zu haben. Doch egal was man als erstes macht – die erste Aktion des Gegners wollte man fast immer eigentlich auch selbst noch machen: Worker-Placement at its best! Und ganz zurecht mit dem Deutschen Spielepreis 2014 vom Publikum ausgezeichnet worden
Autoren: Helmut Ohley und Leonhard Orgler
Verlag: Hans im Glück
Erschienen: 2013
Spieldauer: ca. 120 Minuten
Spieler: 2-4 Spieler, ab 12 Jahren